Ställe – der blinde Fleck des Allgäus
Schon wieder ein Skandal aus dem Allgäu. Skandal für Skandal wird besser sichtbar, wie viel Tierleid in Allgäuer Ställen Alltag ist. Und wie viel gegen den breiten, gesellschaftlichen Konsens des Tierschutzgesetzes verstoßen wird. Selbst gegen das Minimum an Respekt, das Tieren rechtlich sicher sein sollte.
Erst im Unterallgäu, jetzt auch im Oberallgäu berichtet die Presse über solche Verstöße, die über heimliche Aufnahmen oder wie dieses Mal über einen anonymen Hinweis ans Licht kommen. Umso wichtiger ist das gesellschaftliche Engagement, eben das Geben von Hinweisen und Aufklärungsarbeit. Aber dann? Dann sollte das Thema doch das entscheidende in der Allgäuer Öffentlichkeit sein, im kommenden Kommunalwahlkampf.
Tausende Rinder werden gerade in Allgäuer Ställen ausgebeutet, tausenden Müttern ihre Neugeborenen weggenommen, jährlich gewaltsam besamt und den langen Winter lang eingesperrt, tausende Neugeborene von ihren Müttern getrennt. Ausbeutung in der Mitte der Gesellschaft und doch hinter verschlossenen Türen oder zumindest außerhalb des Rampenlichts. Es ist an der Zeit auch diese Form der Ausbeutung und Diskriminierung von fühlenden Lebewesen zu beenden. Lange genug wurden viele Menschen, die Minderheiten angehörten, nicht als fühlende Wesen respektiert, lange genug musste für Befreiung und Gleichberechtigung gekämpft werden, nun ist es an der Zeit, auch den nicht-menschlichen Tieren eine Stimme zu geben.
Die Verfassungsänderung 2002 und Änderungen des Tierschutgesetzes wiesen in diese Richtung, doch müssen wir heute feststellen, dass einerseits Verstöße gegen dieses Gesetz zu häufig sind und zu schlecht kontrolliert werden und es andererseits nicht weit genug geht. Es lässt beispielsweise zu, dass 30% der Kühe in Bayern Anbindehaltung erleben müssen – eigentlich würde ich den Satz gerne um ein „noch“ bereichern, ein nahes Ende der Anbindehaltung ist aber nicht absehbar. Von betäubungsloser Ferkelkastration ist angesichts des Rinder-„lastigen“ Allgäus gleich gar nicht die Rede. Aber auch der Verzicht auf Enthornung hat sich nicht auf alle Betriebe ausgebreitet und eine Maximalentfernung für Tiertransporte lässt auf sich warten.
Vielen wird dieser erschreckende Zustand der deutschen Tierschutz- bzw. Viehhaltungspolitik klar und die erwähnten Skandale zeigen, dass das Allgäu eben nicht die himmlische (Werbe-)Idylle für Milch gebende Mitgeschöpfe ist. Lasst uns den Müttern, Kälbern und Vätern (irgendwo kommen die Samen für die gewaltsame Befruchtung ja auch her) eine Stimme, unsere Stimme geben.
Aber wie soll dieses Stimme Geben dann aussehen? Am einfachsten ist der Boykott. Der Boykott von Kuhmilch und konsequenterweise allen tierischen Produkten. Vielleicht etwas mehr Anstrengung und Überwindung bedarf es da schon, politisch aktiv zu werden, sich einer Organisation, Partei etc. anzuschließen. Auf jeden Fall lohnt es sich aber, über die Rinder am Rande unserer Dörfer und Städte, am Rande unserer Gesellschaft zu sprechen. Lasst uns der Allgäuer Wirtschaft eine Zukunft ohne Ausbeutung geben. Lasst uns das Bewusstsein für die Stimmlosen und das Mitgefühl stärken!
Felix Hahn – Generalsekretär des Regionalverbands Allgäu der V-Partei³
Berichte über die erwähnten Tierschutz-Verstöße am 12.12.2019:
„Gravierende Verstöße“ gegen den Tierschutz im Allgäu entdeckt. augsburger-allgemeine.de/bayern/Gravierende-Verstoesse-gegen-den-Tierschutz-im-Allgaeu-entdeckt-id56210716.html
Tierschutz-Verstöße im Oberallgäu festgestellt. t-online.de/region/id_86987478/tierschutz-verstoesse-im-oberallgaeu-festgestellt.html
Schwere Mängel auf Rinderhof festgestellt – Sechs Tiere eingeschläfert. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.tierschutz-verstoesse-im-oberallgaeu-schwere-maengel-auf-rinderhof-festgestellt-sechs-tiere-eingeschlaefert.e1de88b7-3f82-4b6b-b7d0-093ce033f0b2.html